Eigentlich sollte man meinen, der Monat November sei nicht unbedingt die Jahreszeit, zu der man nach Venedig reist. Aber als Anfang des Jahres die Terminabsprache mit unserem Chorleiter Wolfgang Erber zur Debatte stand und er gleich vorweg bemerkte „Anfang November habe ich ein Konzert in Venedig mit dem Chor „Les Amis de Claudio“ und der „Camerata Monteverdi“,  kam vielstimmige Resonanz:  „Da kommen wir doch hin!“

Dieser spontane Entschluss führte dazu, dass  sich am Freitag, 4. November 2016 in aller Frühe der Bus von Bernward Lindinger mit fast 40 Concordianern an Bord auf den Weg machte in die „Serenissima“.  Angekommen am Busbahnhof „Tronchetto“ war nun die Frage:  Zum „Hotel Nazionale“ – in Insider-Kreisen wird es schon Concordia-Hotel genannt – nehmen wir  Vaporetto oder People-Mover? Die Wahl fiel auf letztere,  uns bisher noch unbekannte „Beförderungsvariante“, und bald  darauf waren dann die Mini-Zimmer bezogen.

Kurz verschnaufen, ein kleines Abendessen und die „Erber-Fan-Truppe“ machte sich gemeinsam auf den Weg zur Frari-Kirche. Abenteuerlich mutete der Gang durch die nur spärlich beleuchteten Gassen an, über Brücken und Kanäle gelangten wir dann frühzeitig auf dem Vorplatz der Kirche an, noch etwas ratlos. Eine lange Warteschlange! Stellen wir uns hinten an? Wir haben doch eine spezielle Einlassgenehmigung! Aber alles ist zu irgendetwas gut, und so war diese Zeit  für uns willkommene Gelegenheit,  um unseren ehemaligen Chorleiter Christoph Kühlewein und seine Frau hier in Venedig begrüßen zu können. Als wir dann diese herrliche Kirche betreten durften, gab es nur noch stilles bewunderndes Staunen angesichts der hier zu sehenden Kunstwerke von Weltruf, Gemälde und Skulpturen auf den Grabmälern von Dogen und anderen Größen der venezianischen Geschichte. Krönung des Ganzen im Mittelpunkt das Tizian-Gemälde „Mariae Himmelfahrt“. Nach diesem Augen-schmaus boten uns dann Chor, Orchester und Solisten unter der Leitung von Wolfgang Erber einen Hörgenuss der besonderen Art, der den langanhaltenden Schlussapplaus zu Recht verdiente. Claudia Monteverdis  „Vespro della Beata Vergine“ (Marienvesper) ließ niemanden von uns unberührt und die Entspannung aller Musiker konnten wir sehr gut nachempfinden. Eine dunkelrote Rose für jeden Mitwirkenden war optischer Lohn für die grandiose Leistung. (Wie wir später von Wolfgang Erber erfuhren, waren diese Blumen später auf dem Grab des großen Musikers Monteverdi zu sehen, der genau hier seine letzte Ruhe gefunden hat).

Der nächste Morgen zeigte sich uns im grauen Regen. Ein dreistündiger Stadtrundgang stand auf dem Programm. Ausgerüstet mit Schirmen und mehr oder weniger wasserdichter Kleidung trafen wir auf unsere Stadtführerin Carlotta, die uns diesen Vormittag zu einem weiteren besonderen Erlebnis machte. Als gebürtige Venezianerin zeigte sie uns nicht nur die schönen und bekannten Plätze, sondern führte uns auch die Sorgen der Einheimischen gut verständlich vor Augen. Ein sehr gutes Deutsch sprach sie, und ihre Bemerkung „Ich bin größtenteils wasserdicht!“ ließ uns schmunzeln und fast den Regen vergessen. Sie erklärte uns – immer an  einem einigermaßen trockenen Platz unter Arkaden oder unter schützenden Bäumen - , dass die Zuganker das alte Gemäuer zusammenhalten sollen, dass das „aqua alta“ auf dem Markusplatz zum großen Teil durch die Gullys aus dem Meer kommt, was es mit den Zisternen auf sich hat, wo sie noch zu sehen sind und vieles mehr. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung. Gute Gelegenheit,  die Stadt auf eigene Faust zu erkunden und sich dabei mehr oder weniger nasse Füße zu holen: Venedig im November!

Geführt von Herrn Lindinger machten wir uns am Abend auf den Weg durch das Viertel Dorsoduro zum etwas außerhalb gelegenen Restaurant von Silvia, wo wir ein gut vorbereitetes italienisches Abendessen genossen. Rotwein und abschließender Grappa sorgten zusätzlich für gute Laune und ließen den Rückweg zum Hotel zum amüsanten Abenteuer werden.

Der Sonntag zeigte sich wieder grau und trübe, aber Concordianer lassen sich davon nicht die Laune verderben. Viele nutzten die Gelegenheit, an der Messe im Markus-Dom teilzunehmen. Besonderer Höhepunkt dort, Wolfgang Erber und seine Musiker noch einmal zu hören. Ein weiteres beeindruckendes Erlebnis, bei diesem besonderen Licht, die wunderschönen Mosaiken vor Augen, die „Amis de Claudio“ in ihrer Gesamtheit erneut zu genießen, deren Leistung wieder mit verdientem Applaus gewürdigt wurde.

Einige unserer Mitreisenden machten sich auf, die Kunstschätze der Accademia zu besichtigen.  Andere genossen das inzwischen schöne sonnige Wetter für einen Rundgang durch diverse Viertel, wobei besonderer Höhepunkt Gespräche mit einem Rabbi im Ghetto-Viertel war.

Ganz Mutige, die sich vom Nebel nicht abhalten ließen und sich per Vaporetto zur Insel Burano – der Spitzeninsel -  hatten übersetzen lassen, kamen in den Genuss eines wahren Farbenrausches. Strahlender Sonnenschein am Nachmittag ließen sich von der Besonderheit dieser Insel, knallfarbig gestrichene kleine Fischerhäuschen und deren Spiegelung in den stillen Kanälen, verzaubern. Aqua alta unter diesen Gegebenheiten kann begeistern!

Zufrieden und voll von venezianischen Impressionen waren alle am Abend dieses Tages. Letzte Streifzüge durch Venedigs Gassen oder letzte Rundfahrten auf den Vaporettos vorbei an den altehrwürdigen Palästen und Gebäuden dieser besonderen Stadt rundeten das Reiseerlebnis positiv ab.

Bei strahlendem Wetter am Montagmorgen  fiel es schwer,  Abschied zu nehmen. Die Heimreise mit Herrn Lindinger wurde – wie nicht anders zu erwarten -  ein schönes Erlebnis. Die vorbeigleitende italienische Landschaft und später  die Schweizer Berge waren für die Augen noch einmal eine reine Freude. Als uns nach der Durchquerung des Gotthard-Tunnels eine mit Neuschnee verzauberte Bergwelt in Empfang nahm, gab es berechtigte  Ausrufe der Begeisterung. Während der letzten Rast wurde die letzte Gelegenheit genutzt, ein Gruppenfoto der fröhlichen Reiseteilnehmer zu machen.

Der Abend war noch gar nicht so weit fortgeschritten, als alle zu Hause eintrafen. Wer dann nochmal  - rein aus Gewohnheit - die elektronischen Nachrichten prüfte, fand dort doch tatsächlich schon die Grüße unseres Chorleiters, der sich für unser Kommen zu seinem Konzert bedankte und sich auf die nächste Chorprobe mit uns freute. Aber wie wir uns freuen! Auf die nächsten Chorproben und dann das nächste Konzert mit diesem Chorleiter, der sogar in Venedig in der Kirche der S. Maria Gloriosa dei Frari in Venedig auftritt!!!

Madeleine Bierwirth

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