Schon wieder ist ein Jahr vergangen seit dem letzten Chorwochenende in der Klosteranlage St. Trudpert im Münstertal.

Vertraut ist am Freitagnachmittag bei der Anreise der Anblick der wunderschönen Barockkirche und der riesigen Klostermauern, vertraut ist uns auch Schwester Franziska, die uns in Empfang nimmt, die Schlüssel verteilt und für Sonderwünsche immer ein offenes Ohr hat (ich selbst war froh über die Zusatzdecke).

Vertraut auch das Rauschen des Bächleins unter dem Fenster unseres Probenraumes und entspannend zugleich, wenn zum Verschnaufen und Luftholen die Fenster weit geöffnet werden.  Die „Schwestern vom  Heiligen Joseph“ bewirtschaften das Kloster und die schönen großen hohen Räume, die geschmackvoll dekorierten Flure machen es uns leicht, abzuschalten vom Alltagsstress und uns auf die anstehende musikalische Arbeit am Programm unseres bevorstehenden Konzertes zu freuen.

Trotz angeschlagener Gesundheit – „Drogen“ und Pillen gegen seine starke Erkältung hat er auf dem Klavier immer griffbereit – eröffnet unser Dirigent Wolfgang Erber die erste Probeneinheit mit den motivierenden Worten: „Ich habe Spaß daran, wenn ich mit netten Menschen an guter Musik arbeiten kann“. Und diesen Spaß merkt man ihm an, wenn er den Sopran auffordert: „Und dann fahren Sie dem Tenor so richtig in die Parade“ – was bleibt uns da anderes übrig, als dieser Aufforderung zu folgen!

Wie gewohnt werden nach dem Abendbrot Tische zusammengeschoben und schon bald könnten stille Beobachter festhalten, welche Gesellschaftsspiele gerade beliebt sind – Skat ist nicht zu schlagen! Der Geräuschpegel lässt vermuten, dass alle sich bestens amüsieren.

Der Samstagmorgen bzw. die Probe beginnt – wie üblich – mit Einsingen, mit einem Chorleiter, der von sich selbst sagt, er fühle sich „wie nach der Wahl: Er habe die Stimme abgegeben“. An körperlicher Größe hat er allerdings nicht verloren, und wenn er selbst beim Recken und Strecken die Deckenlampe zum Schwingen bringt, nehmen wir das als Zeichen dafür, dass es ein „beschwingter“ Tag werden wird. Für die Sängerinnen und Sänger heißt es „je morgiger wir singen, desto länger müssen wir uns einsingen“. Alle ihm zur Verfügung stehenden Tricks wendet er an, um uns unseren Spaß am Singen zu erhalten. So fordert er uns auf „hier machen wir ein bisschen Chor-Show. Herr Mozart hat das mit Absicht so komponiert!“ (Er muss es ja wissen, denn er telefoniert des öfteren mit den Herren Mozart, Vivaldi und Mendelssohn, deren Musik in diesem Jahr das Programm unseres Konzertes ist).

Zum Klosteranwesen gehört auch die etwas versteckter liegende Kuppelkirche, in der wir – Anreiz und Herausforderung zugleich – uns nach der Mittagspause einfinden, um in entsprechender Atmosphäre Stücke aus unserem Programm zu singen: Au wei – die zwei anwesenden Schwestern sind zwar begeistert –  aber: Wie kommt der Klang zu uns zurück??? Hier helfen tröstende Worte unseres Chorleiters: „Das sind ganz andere akustische Gegebenheiten hier unter dieser Kuppel, in Denzlingen in der Jakobus-Kirche klingt das dann ganz anders“. Allerdings nehmen wir die Gelegenheit, dass wir hier so schön aufgestellt sind, wahr, um das jährliche Gruppenfoto zu machen.

Danach heißt es dann „Solo für Damen“: Bei dem Mendelssohnschen „Laudate pueri“ haben die Herren Pause, gesellen sich aber nach einer halben Stunde gern wieder zu uns, um am gemeinsamen Arbeiten, Ackern, Schinden … teilzuhaben. „Gott, hör mein Fleh´n“ – diese Pause nach „Gott“! Immer und immer wieder (ja, auch eine Pause kann man üben) -  und dann: ein Strahlen auf dem Gesicht unseres Dirigenten macht uns klar: Jetzt ist er zufrieden. „Ich will Sie ja nicht ärgern“ – können wir ihm das abnehmen? Aber ja: „Ich freue mich, mit Ihnen an dieser schönen Musik zu arbeiten“.

Die Zeit nach dem Abendessen gehört der Chor-Gemeinschaft: Anregungen, Sorgen, Nöte können diskutiert werden. Gleichzeitig gibt es den Ausblick auf das Jahr 2017: „Lieder fahrender Gesellen“ wird das Thema des Konzertes im Jahr 2017 sein und - versprochen: keine lateinischen Texte! … und dann darf wieder gespielt werden.

Sonntagmorgen: Das ist unsere interne Generalprobe, im Rückwärtsgang gehen wir die Stücke durch, und oft hören wir dann ein zufriedenes, uns aufbauendes: „Das können wir schon abliefern“. Weitere Motivationen und Erfolgsrezepte wie: „Der erste Ton, die ersten Takte müssen stimmen und der Schluss, mal ein Patzer in der Mitte, das verzeiht uns das Publikum“; „Der Anfang muss zünden, das ist unsere Visitenkarte!“ hören wir von unserem Chorleiter, aber er fordert auch „ich will maximale Spannung!“ und ein letzter Tipp: „Mit Überzeugung kann ich singen, wenn ich mich dabei wohl fühle.“

Abschlussworte von Herrn Erber werden mit einem von Herzen kommenden Applaus des Chores gewürdigt. Das ist mehr als nur Dank für diese vielen Stunden anstrengender Arbeit bei angeschlagener Gesundheit, das ist auch Anerkennung für Motivation und Begeisterung, wenn es manchmal gilt, fast Unmögliches zu leisten. Wir beenden dieses Chorwochenende mit dem guten Gefühl: Wir werden unserem Publikum ein schönes Konzert präsentieren können!

Chorgemeinschaft heißt auch Zusammengehörigkeitsgefühl. Das wurde vielfach gezeigt während dieser Zeit in St. Trudpert. Sicher spürten dies auch die zwei Geburtstagskinder,  die außer ihrem Jahrestag traurige Gemeinsamkeiten  erlebten und dabei ihre Chorgemeinschaft als Stütze hinter sich wissen.

So wie auch die kleinen vorgetragenen Geschichten und Gedichte vom „richtigen Ton“ und den Freuden und Leiden eines Menschen, der sich zur Chor-Schnupperstunde einfindet, zur gemeinsamen Erheiterung beitrugen, so erwies sich dann die Hilfsbereitschaft bei der Heimfahrt als selbstverständlich: Auch wenn mal ein Auto nicht mehr will und der ADAC weit ist: Da rücken wir eben zusammen und alle kommen nach Hause.  

Einige Probenstunden, in denen wir noch mit unserem „multi-tasking“-fähigen Chorleiter – er kann gleichzeitig Klavier spielen, Noten umblättern, zu den Sängern schauen, hören und kommentieren - an Feinheiten arbeiten werden, verbleiben uns noch bis zum Konzert. Dann heißt es am 17. April in der Kirche St. Jakobus: „Laudate Dominum“.

Magdalene Bierwirth

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