15 Jahre Gemischter Chor: Rückblick einer Sängerin

Was für eine Zeit, diese Zeit ohne Chorproben! Keine Aussicht auf ein Konzert, kein Sport und sonstige gewohnten Freizeitbeschäftigungen. Das hieße eigentlich: sehr viel Zeit. Ich werde sie nutzen, um einen Rückblick zu halten auf die letzten 15 Jahre im Gemischten Chor der Concordia Denzlingen.

Erst seit kurzem im Schwarzwald angekommen, hörte ich – seit vielen Jahren selbst begeisterte Chorsängerin – von dem wunderbaren Mozart-Konzert im Mai 2006. Das war Grund für mich, Mitglied in dieser Gemeinschaft zu werden.

 

 

Der Gemischte Chor 2019

Gut kann ich mich erinnern an meine erste Zeit der aktiven Mitgliedschaft. Anspruchsvolle Chorliteratur jeden Dienstag, nettes soziales Miteinander, das durch gemeinsame Unternehmungen noch intensiviert wurde.

Bei Durchsicht all der gesammelten Unterlagen, der Konzert-Plakate und -Programme, werden Erinnerungen wach, von denen hier nur auszugsweise berichtet werden kann.

Wie für jeden Chor ist auch unser großes Ziel immer das Jahreskonzert. Einmal pro Woche gemeinsam singen und konzentriert mit dem Notenmaterial proben, das unser Chorleiter für uns zusammengestellt hat.

Ein Jahr ist lang und hat viele Probenabende. Wenn aber der Konzerttermin in absehbare Nähe rückt, dieser Tag, auf den ein ganzes Jahr lang hin gearbeitet wurde, dann ist es gut zu wissen: Ein Chorwochenende haben wir ja noch.

Im Laufe der Jahre haben sich die jeweiligen Orte geändert. Bis 2009 trafen wir uns im „Roten Bühl“ in Mühlenbach. Im „Roten Bühl“ gab es sogar ein kleines Schwimmbad im Keller und man hat doch tatsächlich Chormitglieder gesehen, die es schon vor dem Frühstück nutzten.

 

Christoph Kühlewein „Roter Bühl“

2010 wechselten wir zum „Maison le Kleebach“ im Elsass und seit 2014 ist das Kloster St. Trudpert im Münstertal unser Ziel für ein Wochenende.

Auch im Haus „Le Kleebach“ fühlten wir uns sehr wohl. Da erinnere ich mich an verwinkelte Gänge auf mehreren Etagen und immer wieder die Frage „wo ist doch gleich der Übungsraum?“ Dieser Raum mit seiner ganz besonderen Atmosphäre: Viel Licht, sehr hoch und mit einer Empore. 

Blick von der Empore. Christoph Kühlewein dirigiert, Wolfgang Erber am Klavier

Freundlich und nett haben uns die jungen Damen dort stets bewirtet. Französisch-Kenntnisse waren hier von großem Vorteil. Einen musikalischen Abschiedsgruß gab es dann nicht nur wegen der herrlichen „tarte aux myrtilles“!

Ab 2014 war das Kloster St. Trudpert im Münstertal unser Ziel für diese Probenwochenenden. Waren wir bis dahin immer per Bus angereist, so fuhren wir jetzt in Fahrgemeinschaften mit privaten PKWs. Schon bei der Ankunft war es immer wie nach Hause kommen. Die ersten Frühlingsblumen in den Gartenanlagen, von netten Schwestern herzlich begrüßt, Bezug der Zimmer in den zwei Häusern - mit mehr oder weniger Komfort. Viel Mühe gab man sich, um uns den Aufenthalt angenehm zu machen. Auf den Tischen im Essraum fehlten in keinem Jahr nette Begrüßungskärtchen. Unnötig zu erwähnen, dass auch das Essen vom Buffet von allen geschätzt wurde. Wie ließ es sich dort immer gut plaudern in dieser angenehmen Atmosphäre während der Mahlzeiten!

Die meiste Zeit aber verbrachten wir logischerweise im Übungsraum. Mir persönlich war es immer wie ein herzliches Willkommen, wenn beim Eintritt bei geöffnetem Fenster das Rauschen des Bächleins zu hören war. Auch wenn wir für unser Konzert 2017 „Heute hier, morgen dort“ übten: „Bächlein, lass dein Rauschen sein“, dieses Bächlein kümmerte sich zum Glück nicht darum.

Hier in St. Trudpert nutzten wir 2016 die Gelegenheit, in der Kuppelkirche auf der Klosteranlage einige unserer Repertoire-Stücke aus dem anstehenden Konzert „Laudate Dominum“ zu singen. … und uns auf „unsere“ Kirche in Denzlingen zu freuen, deren Akustik uns mehr zusagt.

Überhaupt diese Räumlichkeiten in St. Trudpert: In jedem Jahr hatte der Übungsraum eine besondere Dekoration. Einmal waren es bunte Tulpen, die unser Dirigent am Ende mit nach Hause nehmen durfte. Die triste Klavierrückwand, die wir ja ständig vor Augen hatten, eignete sich sehr gut als Hintergrund für dem Anlass angepasste Dekorationen. Ein anderes Mal war dort zu lesen: „Nur Mut: Was ist schon ein falscher Ton im Angesicht der Ewigkeit“. Dann gab es den Mini-Samtvorhang mit dem Bild der Zwillinge Karolin und Friederike Stegmann, einem „Charme-Duo im Doppelpack“, einen netten Hinweis auf unser Konzert „Vorhang auf“ im April 2019.

Konzert „Vorhang auf“ … gelungen

Diese beiden Pianistinnen gaben unserem Konzert dann eine ganz besondere Note.

Der Ablauf dieser „Arbeits-Wochenenden“ ist über die Jahre hinweg stets der gleiche geblieben: Nach der Ankunft am Freitagnachmittags beginnen die ersten Proben, dann Pause mit Abendessen und noch einmal Probe. Gut gestärkt nach gemeinsamem Frühstück wartet am Samstag wieder der Probenraum. Außer dem Dirigenten ist nun ein Pianist anwesend, der wesentlich zum noch intensiveren Proben beiträgt, denn so kann unser Dirigent sich voll auf die schwierigen, noch zu überarbeitenden Stellen mit den einzelnen Stimmen konzentrieren. Christoph Kühlewein z. B. brachte Wolfgang Erber mit, beide ein wunderbar eingespieltes Team. Auch an Thomas Spurny erinnere ich mich noch. Wolfgang Erber hatte dann Reinhard Roth zur Unterstützung für diese Aufgabe. Auch bei diesem Duo kam der Spaß neben dem Ernst nicht zu kurz.

Am Samstagabend ist „soziales Miteinander“ angesagt. Da gibt es Spiele aller Art, die Auswahl ist immer groß und auch an Spielfreudigen mangelt es nie. Wer nicht zum Spielen aufgelegt ist, hat jetzt auch Gelegenheit, ein Schwätzchen zu halten oder sich am Büchertisch zu informieren, was die anderen denn schon so gelesen haben, denn gut erhaltene gespendete Literatur kann hier günstig Bücher oder auch CDs erwerben - zum Wohle der Chorkasse.

Am Büchertisch

Ein Rückblick auf die Jahreskonzerte ist nicht möglich, ohne unsere wunderbaren Dirigenten zu erwähnen, die uns immer professionell auf die Aufführungen vorbereiten. Herzlichen Dank an dieser Stelle an Christoph Kühlewein , der sich am 10. und 11. Mai 2014 in der Kirche St. Georg mit dem Konzert „Europa Cantat“ verabschiedete. Am darauffolgenden Probenabend übergab er nicht nur den Stab an Wolfgang Erber, der nun - wie er selber sagte – „einen reservierten Stehplatz bei Concordia-Konzerten“ hat. Den hat er nun schon seit mehr als 5 Jahren, diesen Platz vor dem Chor.

Nach bewährtem Muster bringt der Gemischte Chor im Jahresrhythmus kirchliche oder weltliche Chormusik zur Aufführung. Dank der guten Vernetzung der beiden Chorleiter zur musikalischen Szene - nicht nur der Freiburger - konnten wir uns sowohl über Solistinnen und Solisten als auch über Orchester und Chöre als Mitwirkende freuen.

Beim Rückblick auf diese 15 Jahre stelle ich fest, dass die Anzahl unserer Konzerte leicht übertroffen wird von der Zahl der gemeinsamen Ausflüge und Reisen. Allerdings könnte es da einen Gleichstand geben, wenn man z.B. Ereignisse wie unseren Ausflug nach Sélestat im Mai 2019 mit einbezieht. Dort umrahmten wir musikalisch den „Salon Artistique Franco-Allemande“ gemeinsam mit dem Chor „St. Cécile Ohnenheim-Eisenheim“. Außerdem gab es da noch die gemeinsamen Auftritte mit dem französischen Chor “Ililanga“ aus St. Cyr-sur-Mer auf den Europa-Festen 2014 und 2019.

Europa-Fest 2019 auf der Bühne im KuB mit „Ililanga“ aus St. Cyr

Während unseres Chorausfluges nach Dresden im Jahr 2007 hatten wir einen Mini-Auftritt in der Frauenkirche, und in der Barock-Kirche Birnau haben wir 2006 eine Hochzeitsfeier musikalisch mitgestaltet. Nicht vergessen sein sollen auch weder die Adventssingen in der St. Georgskirche noch die Auftritte im Seniorenheim sowie Ständchen bei Geburtstagen oder Hochzeiten.

Zum Thema Chor-Ausflüge und Reisen gibt es nette Erinnerungen und schöne Bilder. Da wäre zu berichten u. a. von Radausflügen in die nähere Umgebung, heimatkundlichen und historischen Führungen durch unser Chormitglied Dieter Ohmberger oder Ausflüge zum Bodensee. Besonderen Erinnerungswert aber haben unsere Venedig-Reisen.

Im November 2010 fuhren wir als „Fan-Club“ von Christoph Kühlewein nach Venedig. In der Kirche San Salvador hatte er einen Auftritt mit Orchester und Projektchor. Selbstverständlich waren wir dann auch am Sonntag im Dom San Marco dabei, als er mit seinen Musikern während der Messe mitwirkte. Beim Bummeln durch die „Serenissima“ nutzten wir die Gelegenheit, uns mit Requisiten für unser nächstes Konzert „Karneval und Masken“ mit Masken und Fächern in allen Variationen einzudecken. Diese brachten - neben wunderbarer Musik – schöne farbliche Akzente in unser Konzert.

Im November 2016 gab es Anlass für eine erneute Reise in die Lagunenstadt: Dieses Mal trat Wolfgang Erber mit seinem Chor „Les Amis de Claudio“ in der Kirche „Santa Maria Gloriosa dei Frari“ auf und wirkte auch am darauffolgenden Sonntag beim Gottesdienst in San Marco mit. Beides waren Reisen, die zu den unvergesslichen zählen, nicht zuletzt wegen der bewegenden Augenblicke in den Kirchen. … und der Gelegenheit, unsere Chorleiter aus einer für uns ganz ungewohnten Perspektive zu erleben.

 

Venedig

 

Es gäbe noch so viel zu erzählen und zu danken, aber das kann vielleicht später mal nachgeholt werden. Jetzt hoffen wir erst einmal, dass sich bald wieder dienstags die Türen zum Kleinen Saal im KuB öffnen und wir Probenarbeit für ein neues Konzert wieder aufnehmen können, sei es das kurz vor Aufführung abgesagte „Dixit Dominus“ oder das auch schon geplante „Tierisch animalisch“, deren Noten darauf warten, endlich ans Licht geholt zu werden.

Madeleine Bierwirth 4.5.2021