„Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus“, heißt es. Unser Jahreskonzert 2017 – es war ein Jubiläumskonzert zum 40jährigen Bestehen des Gemischten Chores – war für uns ein großes Ereignis. Gut vorbereitet durch ein Jahr lang intensives Arbeiten an den „Liedern fahrender Gesellen“, zum Abschluss ein intensives Chor-Wochenende in St. Trudpert, fanden sich alle Aktiven am Samstagnachmittag zur Generalprobe im Lothar-Fischer-Saal des KuB ein.

Da konnte schon mal ein Blick auf die Zeugnisse 40jährigen Chorlebens geworfen werden: Auf Stellwänden präsentierten sich neben den alten Konzertplakaten auch Chorbilder – und die waren wirklich das Ansehen wert: „Wer ist denn das? Ach, das ist ja Herr Kühlewein!“ – ein nicht nur wehmütiger Rückblick.

Zurück zum Schatten: Den suchten wir erst einmal vor dem Gebäude, weil dort der beste Platz für ein aktuelles Gruppenfoto war.

Dann ging es noch immer nicht ans Singen, denn zum guten Ablauf einer Veranstaltung gehören die vielen kleinen Details, die sorgfältig vorbereitet sein wollen: Da müssen mit dem Beleuchter und Tontechniker viele Einzelheiten geprobt werden, der Flügel muss den richtigen Platz haben, der Dirigent muss von allen zu sehen sein (drei Schritte vor dem Podest). Immer wieder fallen unserem Chorleiter neue Motivationssprüche ein: „Zeigen Sie dem Publikum, dass Sie sich freuen beim Singen dieser Lieder! Das springt über!“ Auf den Hinweis „Haben Sie keine Angst vor einem falschen Ton!“ als Bestätigung von unserem Pianisten Reinhard Roth „Ich habe auch keine Angst, einen falschen Ton zu spielen!“ Na dann …

17.00 Uhr ist Konzertbeginn. Das Einsingen haben wir hinter uns, und jeder versucht, sich so gut wie möglich zu entspannen, einzustimmen. Der Kartenvorverkauf durch Chormitglieder lief gut und jetzt kommen noch immer Besucher, so dass sogar noch zusätzliche Stühle herangeschafft werden.

Auftritt: ein ansprechendes Chorbild, diese einfarbigen Schals auf schwarzen Oberteilen  bei den Damen und die roten Fliegen auf den weißen Männerhemden.

Helmut Gall als Präsident der Concordia Chöre begrüßt die Anwesenden, und dann hat die „Musik das Wort“ bzw. die Lieder den Text, und diesbezüglich sei kurz aus der BZ zitiert: „die bis in die hintersten Reihen gute Textverständlichkeit, sie steht für kompetente Chorarbeit“.

Reinhard Roth am Flügel war uns – neben unserem wieder sehr „beweglichen“ Dirigenten – ein weiterer Motivator. Dieses Mal hatte er sogar als „Umblätterin“ Frau Erber an seiner Seite.  Schon bei den ersten Programmpunkten, den „Klängen aus Mähren“ von Dvorak, beherzigten wir den Vorschlag unseres Chorleiters und zeigten dem Publikum unsere Freude am Singen. Ein guter Start war uns wohl gelungen. Beim Vortrag der drei Frauenchöre von Smetana – da funkelte das Sternlein ganz romantisch; Träume bedrohten unheimlich; Schwalben verkündeten den Frühling – hatten wir wieder aufmerksame Zuhörer ebenso wie bei den Schubert-Liedern aus „Die schöne Müllerin“. Taschentücher und Tränenströme waren im Publikum nicht zu entdecken. Waren wir vielleicht nicht  überzeugend romantisch und traurig genug?

Beim Verschnaufen in der Pause gab es schon  kurze Gespräche mit Freunden und Bekannten, die schon erste Rückmeldungen gaben. Da war dann auch noch einmal voller Einsatz gefordert für den zweiten Teil für Schumanns „Zigeunerleben“ und die Brahmsschen Zigeunerlieder.  

Wie gut, dass zwischendurch immer wieder Genuss pur angesagt war. Unserer Solistin Hanna Roos zuzuhören beim Singen der Dvorak-Lieder, das war neben Bewunderung auch reine Freude. Reinhard Roth war auch ihr ein einfühlsamer Begleiter am Flügel.

Ein gutes Programm hatte Wolfgang Erber da wieder zusammengestellt. Die vielen vorbereitenden Überlegungen, die er sich im Vorfeld dazu gemacht hatte, brachte er in seiner informativen Moderation dem Publikum näher.

Dem Anlass des 40jährigen Chorbestehens trugen Dieter Ohmberger und Christoph Kühlewein Rechnung durch die Unterhaltung „Weißt du noch? ….“, mit der sie ausdrücklich darauf hinwiesen, dass diese Chorgründung nicht auf Mangel an Männerstimmen zurückzuführen gewesen sei, denn den Männerchor gab es ja weiterhin. Dies war dann Gelegenheit für das Publikum, aktiv ins Geschehen einzugreifen. Eingeleitet von Christoph Kühleweins unverhoffter Aufforderung an Wolfgang Erber, sich an den „Bösendorfer“ zu setzen und ein Schubert-Lied in F-Dur zu spielen und mit einem C7-Akkord überzuleiten in „Zum Geburtstag viel Glück“.

Ein tiefes erleichtertes Durchatmen nach der Zugabe des Liedes „Heute hier, morgen dort“, dem Thema dieses Konzertes, und Dankesworte beendeten den offiziellen Teil.

Im kleinen Saal saß man dann noch entspannt zusammen, nicht ohne in humorvoller Gedichtform zu erfahren, was alles passieren könnte bei zu hoher „Tränenproduktion“ - sprich Salzwasser -  durch Herrn Erbers sehr gefühlvolle und intensive Einstudierung und Aufführung weiterer Lieder aus der Romantik.

Der diesem Konzert folgende Probenabend war der 28. März, das eigentliche Chor-Jubiläum, das durch die Einladung zweier Geburtstagskinder zu leiblichen Genüssen ein netter Ausklang der vergangenen Probenzeit war.

Allerdings haben wir allen Grund, uns auf das vor uns liegende Jahr zu freuen, denn die Noten für unser nächstes Konzert haben wir schon bekommen und da wird es dann heißen:

„Jubilemus!“

Madeleine Bierwirth