Ferien im Samengarten

Auf die Frage, was zu gelungenen Ferien gehört, wird man unter den Antworten Reisen, Genuss, Erweiterung des Horizontes und Unterhaltungen mit netten Leuten finden. Wer vom Gemischten Chor dabei war, konnte dies bei unserer zwar sehr kurzen, aber intensiven Reise von Denzlingen nach Eichstetten am 14.08.2018 erleben.

Nach der Begrüßung durch Elisabeth brachte uns die Bahn nach Emmendingen, wo sich Dagmar und Wolfgang Scholz, die wichtigsten Personen dieses Tages, dazu gesellten. Von dort erreichten wir mit dem Bus schnell Eichstetten und nach einem Spaziergang durch das Dorf das Reiseziel Samengarten. Schon der erste Eindruck war für die Augen angesichts der Fülle der Früchte ein Hochgenuss und hätte als Anregung für ein Gemälde mit dem Titel „Garten Eden“ oder „Schlaraffenland“ dienen können.

Nachdem die Gruppe mit dem Eintreffen von Herrn Kühlewein und Herrn Erber vollständig war, konnte die Führung durch Dagmar und Wolfgang beginnen. Dass beide an Mitgliedsjahren jungen Chormitglieder nicht nur durch ihr Singen und ihren Arbeitseinsatz den Chor bereichern, sondern auch ihre ehrenamtliche Mitarbeit im Samengarten für beide ein Herzensanliegen ist, war schon nach ihren ersten Worten zu spüren.

Träger des Samengartens ist die „Stiftung Kaiserstühler Garten“, die vom „Förderverein Samengarten e. V.“ unterstützt wird. Das Ziel besteht darin, den regelmäßigen Anbau samenfester Sorten unter naturnahen Bedingungen zu ermöglichen. Die Heranbildung erfolgt nach mehrfacher individueller Selektion, wobei die Schaffung von robusten, an regionale Gegebenheiten angepasste Land- und Hofsorten erreicht werden kann. Diese liefern zwar keine Höchsterträge und sind weniger homogen, jedoch ertragssicherer. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass diese Sorten nachgebaut werden können.

Diese Züchtungen sind ein Gegensatz zum sogenannten Hybridsaatgut, das von Großkonzernen kontrolliert wird und durch die einmalige Kreuzung zweier reinerbiger Elternlinien entsteht. Dadurch vereinen die heranwachsenden Pflanzen die positiven Eigenschaften beider Eltern und versprechen Höchsterträge, aber nur für eine Generation. Hybridpflanzen können daher nicht nachgezogen werden. Das Saatgut muss in jedem Jahr neu gekauft werden und benötigt häufig eine präzise Düngung, was mit zusätzlichen Kosten verbunden ist.

Zu erfahren war auch, dass 70% der Kulturpflanzen verloren gingen, aber 70% der noch vorhandenen Kulturpflanzen lokal erzeugt werden, wofür nur 30% der Ressourcen benötigt werden. Hingegen verbrauchen die 30% industriell erzeugten Kulturpflanzen 70% der Ressourcen. Die Mas­sener­zeu­gung hat einen negativen Einfluss auf die Vielfalt und Qualität der Sorten.

Beim Rundgang durch den Garten musste man sich erst an den Gedanken gewöhnen, dass die vielen Früchte nicht dem Verzehr, sondern der Samengewinnung dienten. Beim Anblick der Unzahl der Tomatenpflanzen von war es fast unglaublich, dass diese und auch die anderen Pflanzen trotz des extremen Hochsommers nicht gegossen werden müssen. Dies ist dem Wasser speichernden Lößboden zu verdanken.

Abgerundet wurde der Besuch durch den Gang durch das Obstmuseum, einer Wiese mit Bäumen vieler köstlicher Obstsorten, die einst in unserer Region verbreitet waren und erhalten werden sollen.

Im Wissen, dass Dagmar und Wolfgang nicht nur einem interessanten Hobby nachgehen, sondern aktiv zum Natur- und Umweltschutz und somit auch zur Gesundheit beitragen, machten wir uns in Kleingruppen tief beeindruckt auf den Weg zurück ins Dorf. Zu weiterem Gesprächsstoff hat  der Anblick der sehr verschiedenen Häuser, alt und neu ziemlich gemischt, angeregt.

Bei der Einkehr im Café Miteinander ergriff Elisabeth vor der Heimfahrt die Gelegenheit, Dagmar und Wolfgang ganz herzlich zu danken und festzustellen, dass wir alle wieder etwas klüger geworden sind. Ihren Ausführungen schließe ich mich gerne an.

Leonhard Mußler