Probenwochenende in St. Trudpert

Sechs Wochen noch bis zu unserem Jahreskonzert am 15. April und damit Zeit für unser lange eingeplantes Wochenende vom 2. bis 4. März 2018 in St. Trudpert im Münstertal. Es schneit in großen Flocken, als wir in Denzlingen aufbrechen, aber je näher wir unserem Ziel kommen, je mehr klatscht Regen an die Scheiben, der allerdings niemanden daran hindert, zur verabredeten Zeit im Kloster – unserer bekannten Unterkunft seit Jahren – einzutreffen. Die Zimmer in St. Joseph und St. Ursula werden bezogen, und beim  ersten gemeinsamen Abendessen herrscht das übliche Stimmengewirr, ein Zeichen froher Erwartung auf ca. 10 gemeinsame Übungsstunden.

Um 19.30 Uhr versammeln wir uns im Übungsraum. Dieses Jahr ist das  Bächlein vor dem Fenster eingefroren, also kein vertrautes Rauschen zu hören. Dafür bietet uns die Rückseite des Klaviers einen neuen Anblick: den aufmunternder Ausspruch unseres Dirigenten:  „Nur Mut! Was ist schon ein falscher Ton im Angesicht der Ewigkeit!“ hat jemand zu Papier gebracht und gut sichtbar dort  angeheftet. Diese Bemerkung kennen wir ja auch von den Proben, aber dieses Mal hat Wolfgang Erber eine neue Idee: Strahlend lächeln sollen wir bei den hohen Tönen, uns darauf ausruhen. Sie gelingen dann noch besser, und das will er mit einem Klick seines Fotoapparates festhalten – nicht unbedingt für alle Ewigkeit. Das "Staubsaugergeräusch" im Bass will er noch etwas kanalisieren!  Bei diesen lustigen Sprüchen können wir am Ende gar nicht anders als mit Freude ans Werk zu gehen und dem Thema unseres anstehenden  Konzertes „Jubilemus“ – lasst uns jubeln -  gerecht zu werden.

 

Aber es noch ein Stück Weg, bis wir dort sind. So sollen wir Vergleiche verinnerlichen wie „der hohe Ton ist der Mount Everest. Oben angekommen verharren wir und freuen uns über die  Aussicht. Aber den Weg dorthin, den genießen wir“. Um die Aufmerksamkeit für entsprechende Einsätze zu erhöhen, weist er uns auf einen Dirigenten-Trick hin: Einfach mal kurz aufhören zu  dirigieren, dann staunen alle und sind gespannt, wie es weitergeht. Da sind wir ja jetzt schon gespannt, ob er diesen Mut während des Konzertes haben wird?! Gespannt sein dürfen  wir auch auf  einige andere Vorhaben: Die eine oder andere Fermate wird er – je nach Laune – kürzer oder länger anzeigen. Das heißt für uns: Augen zum Dirigenten! Und das „Da Pacem“ – vielleicht lässt er es ja dreimal singen? Also wieder entsprechendes Zeichen in die Noten eintragen. Da steht jetzt z. B. ein Auge mit Pfeil nach oben (Blick zum Dirigenten), eine Blume (bedeutet: aufgehen im Klang). Vor „Jubilemus“ haben wir eingetragen: Party! Vielleicht hat der Eine oder Andere auch Sektgläser in die Partitur eingezeichnet?! Das soll dann heißen: Wie ein knallender Sektkorken starten!  „ Laetatus sum“ (ich bin fröhlich) hat den Vermerk: tanzend! Ganz schön bunt ist meine Partitur nach diesem Chorwochenende.

Viel Konzentration war gefragt in diesen Tagen – aber am Sonntagmorgen, als die Sonne voll in den Probenraum scheint und den schönen Tulpenstrauß, der bis dahin wegen unseres „beweglichen“ Dirigenten ein Schattendasein auf der Fensterbank fristen musste, zum Leuchten bringt, merken wir, wie viel wir geschafft haben. In diesen Stunden wird auch „nur“ noch vertieft und gefeilt. Wenn wir dann die Ankündigung hören „an dieser Stelle wird das Orchester um Sie herum toben und Sie werden der Fels in der Brandung sein“, dann freuen wir uns schon jetzt auf diese Momente.

 

Wie in jedem Jahr sind wir uns am Sonntagmittag einig: Es hat uns viel gebracht, dieses Wochenende. Da waren die gemeinsamen Spiele am Abend zur Entspannung, da war auch  Zeit zum Gedankenaustausch und für anregende Gespräche. Nicht zuletzt konnte auch der Sommerausflug zum Bodensee besprochen werden. Das Projekt  „Bücher-Flohmarkt zugunsten der Chorkasse“ ist auch wieder gut gelaufen. Der von den „Concordia“-Bäckerinnen gestiftete Kuchen hat die Kaffeepausen bereichert .  

Bleibt nur noch zu hoffen, dass der Wunsch des in unserem  zum Abschluss gesungenen Kanons „Da Pacem, Domine“ nicht nur in unserer Chorgemeinschaft wirken möge, sondern auch für die ganze Welt.

Madeleine Bierwirth